Starke Kräuter in harten Zeiten

Auf meiner letzten Kräuterwanderung zeigte sich ein Teilnehmer ganz überrascht, dass in unseren unscheinbaren Kräutern, die eben nicht einem Klostergarten „entwachsen“ sind, so ein mächtiges Heilpotential stecken soll. Das man Kräuter nicht nur als reine „Wirkstoffpakete“ sehen darf, weil sie auch feinstofflich wirken (besonders „blond“ aufgebrüht), wissen ebenfalls nicht viele.

Ich mache nicht nur Kräuterwanderungen, sondern werde auch manchmal zu ernsteren Themen befragt. Das letzte, für mich wirklich schwierige Thema, war Sterbebegleitung. Ich sollte Möglichkeiten zur Begleitung mit Kräutern aufzeigen.

Das Schwierige hier ist nicht die Begleitung eines Sterbenden, sondern die Tatsache, dass freiwillige Helfer, die nicht zum medizinischen Personal gehören, eben nichts verwenden dürfen, dass auch nur den Hauch eines Heilmittels in sich trägt. So könnte schon das Anmischen eines einfachen Massageöls, zum Beispiel mit ätherischem Rosen- oder Lavendelöl eine strafbare Geschichte sein.

Das medizinische Personal hat hier oft keine Erfahrung und vielfach leider auch keine Zeit, obwohl sich zum Beispiel die Begleitung Schwerstkranker mit Aromatherapie durch Pionierinnen wie Eliane Zimmermann immer weiter verbreitet.

Wer schon mal einen lieben Menschen auf seinem letzten Weg begleitet hat, kennt sicherlich den Wunsch, ein wenig mehr für ihn zu tun. Bei meiner Mutter wollte ich immer Rosenduft ins Zimmer bringen, hab mich damals jedoch nicht getraut, irgend etwas abseits der Klinikroutine zu machen…

Der Geruchssinn ist aber der Sinn, der dem Menschen am längsten bleibt.

Jetzt bin ich wieder auf dem Weg, einen Menschen durch eine schwere Zeit zu begleiten: Meinen Vater. Wir wissen nicht, ob er es schafft. So oder so möchte ich auch etwas für ihn tun. Trotz der Maschinen, der Medikamente und der Krankenhausroutine. Und natürlich auch für meine Angehörigen, die es schwer ertragen können, ihn so zu sehen.

In diesen schwierigen und kraftzehrenden Tagen finden wir Hilfe bei den Kräutern. So zum Beispiel auch bei der Gundelrebe, die ich einige Artikel vorher besprochen habe. Mein Kräutlein also. Ihre Urtinktur gibt Kraft, hilft bei Übergängen, erleichtert das Loslassen (in welcher Situation auch immer), drängt sich jedoch nicht in den Vordergrund. Sie beeinflusst andere Kräuter oder Anwendungen nicht. Die Gundelrebe – eine Erdheilerin – eine Störzonenbesänftigerin…

Die Tinktur kann man selbst machen, oder von der Firma Ceres (über Apotheken) kaufen. Ceres hat besondere Methoden, um die Kräuter rhythmisch zu bearbeiten. Die Tinkturen sind sehr kraftvoll, dass schon wenige Tropfen (2-5) genügen. Der relativ hohe Preis ist absolut gerechtfertigt.

Nicht nur die Rebe würde hier helfen, es gibt einen ganzen Blumenstrauß von Kräutern, die homöopathisch, als Blütenessenz, über Phytotherapie oder Aromatherapie (was für mich auch Phytotherapie ist) wunderbar kraftvoll, tröstend und beruhigend auf alle Beteiligten wirken. Aber gebt mir die Zeit, mich zunächst auf mich und meine Familie zu konzentrieren. Später vielleicht ein wenig mehr an dieser Stelle, wenn denn gewünscht, über andere starke Kräutlein.

Ein wenig möchte ich mich ja auch immer noch auf „euren“ Bauch verlassen… Das schönste Buchwissen ist nicht so wertvoll, wie eure Intuition. Also schaut doch noch mal vor eure Füsse und entdeckt, wer euch da entgegenblüht…

Ran an das Wildgemüse…

Jetzt aber los. Es scheint, als müsse die Natur aufgrund des langen Winters kräftig nachholen. Überall sprießt und grünt es. Wer eine Knospenkur nach Künzle machen möchte, kann das immer noch tun. Aber auch die ersten Wildgemüse können (und sollten) nun geerntet und genossen werden.

So zum Beispiel die Hopfentriebe, ein würdiger Spargelersatz. Was heißt „Ersatz…“ – nein, oberlecker, ihr werdet den Spargel nicht vermissen.

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Ja, man muss schon genau vor seine Füße gucken (bis er in angenehmer Höhe wächst, dauerts noch ein wenig), aber da zwischen den blühenden Buschwindröschen schiebt sie sich stetig empor, die grüne Köstlichkeit. Die Blätter noch ziemlich furchig, der Stiel haarig – etwas widerhakig… (Erkennungsmerkmal).

Ihr nehmt die etwa 15 – 20 cm langen Triebe.

Wenn ihr das vor lauter Appetit kaum aushaltet, dann einfach etwa 3 Minuten blanchieren und nochmal in Butter schwenken. Salzen, Pfeffern und genießen. Das geht pur, als Gemüsebeilage oder sogar zu Spaghetti.

Wer sich länger zusammenreißen kann und etwas anspruchsvollere Rezepte sucht, der hat hier eine wunderbare Fundgrube:

 

 

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Was dieses Buch von anderen Wildgemüsebüchern abhebt, sind die Pflanzenbeschreibungen. Meret Bissegger sortiert nach Pflanzenfamilien und zeigt die Wildgemüse im Detail und verschiedenen Entwicklungsstadien.

Die Rezepte sind einfach, aber raffiniert, jedoch nicht überzogen (wie „Tannenspitzengelee an Himbeerschaum“ oder ähnliche Schöpfungen der Kochkünstler) und mit dem, was eine normale Vorratskammer hergibt, schnell zu kochen.

Nichts gegen hohe Kochkünste. Manchmal steh ich auch ein paar Stunden in der Küche, um irgendeinen Spitzenkoch nachzuahmen. Lecker ja… aber praktikabel nur, wenn frau Zeit und Muße hat.

Meret Bissegger hat natürlich auch Rezepte zum Hopfen und… was ich bisher nirgends gefunden habe: zur ährigen Teufelskralle aus dem vorigen Beitrag. Sie schwärmt geradezu von ihr:

Die jungen Blätter ergeben im Frühjahr einen der besten und feinsten Salate, die man in der Natur finden kann, sehr gut zum Beispiel zusammen mit Linde und Feldsalat.

Wenn das keine Aufforderung ist…

Wer jetzt noch Langeweile auf dem Teller hat, ist selbst schuld.

Das Einzige Wermutstropfen: Die Wildpflanzenküche ist ein reines Frühjahrs- und Sommerbuch. Leider finden wir keine Herbstrezepte, nichts mit Beeren oder Nüssen…

Schade…

Aber möglicher Weise kommt da ja noch mal was von der genialen Wildgemüseköchin, ich hoffe drauf!  😉

Genußkräuter kommen…

oder des Nordens Trost mangels Bärlauchvorkommen.

Holt Sie raus, eure Sammeltaschen, denn die ersten zarten Blättchen erscheinen:

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Ja, das ist sie, die Knoblauchsrauke, und sie braucht sich hinter dem Bärlauch nicht zu verstecken.  Und hier habt ihr nacheinander auch die ersten Frühlingspflänzchen, die man vielleicht miteinander verwechseln kann. Aber schaut genau hin: Das Scharbockskraut ist glatt, sowohl auf der Oberfläche, als auch am Blattrand, die Gundelrebe fein behaart und hat einen sehr welligen Rand und die Knoblauchsrauke sieht eher stumpf aus, hat keinen glatten Rand und ist definitiv über den Geruch zu identifizieren.

Gerade jetzt sind die drei besonders lecker und wertvoll.

Aber auch meine Lieblingspflanze (wer Ableger möchte, sagt Bescheid!) schaut schon:

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Der Giersch!

So zeitig im Frühjahr sieht er sich noch gar nicht ähnlich, ist auch noch nicht so saftig, dafür knackiger. Er riecht deutlich nach Suppengemüse und sein Blattstängelquerschnitt ist dreieckig. Da dürfte bei der Bestimmung nichts schiefgehen. Ich könnte dahinschmelzen, wenn mein Göttergatte mir daraus ein Pesto  macht (http://earthwitch.wordpress.com/2010/06/07/von-der-pest-zum-pesto-hilfe-der-giersch-ist-weg/)

Nun, das Problem ist bei den meisten wirklich die Bestimmung der Pflanzen. Darum rate ich euch, fangt einfach mit den drei bis zehn an, die ihr kennt. Wer sich da dann sicher ist, der kann mit Hilfe von Kräuterwanderungen und Bestimmungsbüchern weitermachen.

Mein absoluter Favorit bei den Büchern wurde nicht von einem Kräuterexperten, -pädagogen, -führer geschrieben, sondern von einem Outdoorfan, der die Kräuter wirklich zu Heil- und Nahrungszwecken braucht. Darum ist sein Büchlein kompakt, vollgepackt mit Infos in Kurzform, aber auch Erfahrungen (es gibt halt Dinge, die man essen kann, aber nicht unbedingt sollte). Da er selbst sein bestes und einziges Versuchskaninchen ist, könnt ihr mit einem Schmunzeln lesen, was den Geschmacksknospen oder dem Magen nicht ganz so gut bekommen ist.

Das Büchlein findet ihr hier:

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Essbare Wildpflanzen, unscheinbar aber absolut unschlagbar.

Unter den vielen neuen Büchern auf dem Markt hat eines eine sehr gute Kritik bei Amazon bekommen, darum möchte ich es euch nicht vorenthalten:

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Dieser „kleine Wildkräuterführer“ ist tatsächlich klein. Er hat eine ganz eigene Bindung (der Rücken ist nicht fest mit den Seiten verleimt), was eine leichtere Handhabung durch einfaches Aufklappen ermöglichen soll…

Mein „Praxistest“ sah so aus:

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Ich habe ganz schön auf dem Büchlein rumgeknetet, damit es doch nicht einfach wieder zuklappt. Die Leseausrichtung finde ich persönlich unkomfortabel. Aber das ist Geschmackssache. Vom Inhalt her bin ich allerdings auch nicht so begeistert. Die „Informationsdichte“ ist m. E. nicht so gut, wie in anderen Büchern. Dieses Büchlein lebt von den netten Bildern. Aber diese Bilder reichen, wie ich finde, eben nicht, wie in vielen Amazon-Rezensionen gelesen, gut zur Bestimmung aus.

Auf den letzten Seiten gibt es ein paar Bilder von giftigen Pflanzen, aber ohne jeglichen Text. Ich würde meine Schüler nicht damit auf die Flora loslassen.  Mein Favorit bleibt damit das erste Büchlein, das von Detlev Henschel.

Wer mehr Informationen zum Bestimmen braucht, ist auch mit den Büchern von Fleischhauer gut bedient:

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Allerdings sind die etwas größer und haben nicht unbedingt Taschenbuchformat. Steffen Guido Fleischhauers Stärken liegen aber besonders im deutlichen Bestimmen der Pflanzen.

Außerdem gibts die Bücher als ebook zu kaufen. Sie sind z. B. im Kindle – Format bei Amazon zu erwerben und auf jedem Endgerät zu lesen. Für die, die keinen Kindle haben, gibts entsprechende Software für Mac, PC oder Iphone (App). Damit haben Iphone – Besitzer das Büchlein, oder nach Wunsch auch die kiloschwere große Gesamtenzyklopädie im Hosentäschlein und wären allen anderen Buchschleppern vom Komfort her überlegen.

Ich rate übrigens eher zur Kindle – App, als zum Thalia – Verschnitt. Thalia hat gerade meine ganzen alten Ebooks auf Nimmerwiedersehen gefressen und das Layout ist grottig. Die Bilder springen in die Schrift. Und das Laden dauert gefühlte Ewigkeiten. Man muss hier neidlos zugeben, das der Riese „Amazon“ doch die Nase vorn hat und ich mich nach den megaschlechten Konkurrenzprodukten doch für die Kindle-App  entschieden habe…

Man muss all diese Bücher nicht kaufen. Man kann sie auch leihen! Viele örtliche Büchereien haben mittlerweile eine beträchtliche Anzahl an Kräuterbüchern und sogar ebooks kann man leihen. Sowohl bei Amazon die kindle-Ausgaben, als auch bei „skoobe“ im eigenen Format. Von „skoobe“ bin ich ganz angetan. Sie haben zwar nicht alles, aber viel. Leseratten dürften sich da wohlfühlen.

Soo… jetzt dürften euch alle Ausreden fürs Zuhausehocken abhanden gekommen sein! Raus mit euch!

Das erste Geflüster…

so schnell kanns gehen, kaum online, wird mir das erste schon zugeraunt. Scheinbar bin nicht nur ich ein Fan dieser kleinen Rebe. Folgendes hab ich zu Ohren und Augen bekommen:

  • Alma Hutchins beschreibt sie als „das wundervollste aller Kräuter“
  • das Rebchen hilft bei Ohrgeräuschen, -entzündungen und Schwerhörigkeit
  • Sogar eine chronische Bronchitis soll die Gundelrebe schon geheilt haben (nach einem Monat), was vorstellbar ist, denn gerade für Atemwegsprobleme wird sie traditionell eingesetzt
  • Der frische Saft, durch die Nase eingezogen, soll sich bei langanhaltenden und ständig wiederkehrenden Kopfschmerzen bewährt haben
  • Gegen Vorzeitiges Altern? Na dann ab in meine Cremes…
  • Und ja, ich hab noch eine Bestätigung bekommen, das die Gundelrebe traditionell gegen Krebs eingesetzt wurde (von „wird“ kann man ja im deutschsprachigen Raum nicht mehr reden). Besonders die „Ausbreitungsfreude“ des Rebchens ist für Anhänger der Signaturenlehre ein Indiz.

Alles in allem hilft sie also bei Atemwegsproblemen aller Art, Verdauungsproblemen, besonders auch Nieren und Leber, Fieberkrämpfen und Wunden.

Auf der Haut macht sie sich auch bei Abzessen, Tumoren und Ekzemen nützlich.

In England wird sie sogar bei Kolik-Babies angewandt. Das empfehle ich, weil Kinder nun mal einen sensiblen Organismus haben, nur erfahrenen Anwendern.

Nichtsdestotrotz ist sie ein guter Giftausleiter, besonders der weichen Schwermetalle (Blei, Quecksilber, Aluminium)

Die Gundelrebe ist nahezu das ganze Jahr über zu finden. Wer Tinkturen herstellen will, findet den höchsten Wirkstoffgehalt von Mai bis Juni in der Blütezeit.